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Politik – Die unvollendete Symphonie des Menschen

  • Der Vater
  • 9. Jan.
  • 2 Min. Lesezeit

Politiker

Wenn wir eines Tages auf die Welt zurückblicken – vielleicht als holografische Wesen auf Wolken aus Sternenstaub sitzend –, wird uns möglicherweise ein grosses Rätsel beschäftigen: Wie konnten wir uns selbst so wichtig nehmen, während wir gleichzeitig so grandios unvollkommen waren?


Ein Mensch, der glaubt, er könne die Geschicke einer Nation lenken, ist wie ein Karpfen, der darauf besteht, er habe die Ozeanografie verstanden, weil er einmal in einem Goldfischglas Kreise schwamm. Es wäre eine nette Anekdote, hätte es nicht immer wieder gravierende Konsequenzen. Doch der Mensch hat ein unnachahmliches Talent, über seine eigene Schwäche hinwegzusehen – vorzugsweise, indem er sie in das Etikett „Führungspersönlichkeit“ einwickelt.


Der Mensch – Meister der inneren Baustelle


Unsere Innenwelt gleicht einer unfertigen Kathedrale, in der ständig irgendwer hämmert, der Bauplan fehlt und ein Grossteil der Arbeiter in der Pause ist. Und doch stellen wir uns vor die Kamera, rufen „Ich übernehme Verantwortung!“ und erwarten tosenden Applaus. Die Wahrheit aber ist, dass wir Menschen in den seltensten Fällen den Mut haben, uns einzugestehen, dass wir moralisch wackeln, wie ein Pudding auf einem Trampolin.


Die Frage, ob der Mensch überhaupt geeignet ist, in der Politik tonangebend tätig zu sein, erinnert mich an einen uralten Spruch: „Ein Kamel ist ein Pferd, das von einem Komitee entworfen wurde.“ Nur dass in unserem Fall das Kamel auch noch die Verantwortung für eine Herde Elefanten tragen soll.


Politik ohne Moral – ein Befreiungsschlag?


Nun, was tun? Wenn der Mensch innerlich nicht robust genug ist, um den Herausforderungen der Politik gewachsen zu sein, warum gestalten wir sie nicht so, dass sie ohne den Menschen funktioniert? Oder zumindest ohne seine moralischen Schwächen? Das klingt radikal, ich weiss. Doch vielleicht könnten wir eine Art „autonome Politik“ schaffen – so etwas wie selbstfahrende Autos, nur für Gesetze. Entscheidungen, die nach klaren, nicht manipulierbaren Prinzipien gefällt werden, unabhängig von den Launen eines übermüdeten Premierministers oder einer nervösen Bundesrätin.


Stellen Sie sich vor, die Politik funktionierte wie eine Schachuhr. Wer einen Fehler macht, verliert automatisch eine Runde – ohne Diskussionen, ohne Talkshows, ohne Schuldzuweisungen. Entscheidungen würden nicht mehr von persönlichen Ambitionen oder kurzfristigen Vorteilen geprägt, sondern ausschliesslich von den Bedürfnissen der Gesellschaft. Wie revolutionär! Und wie langweilig für die Boulevardpresse.


Das Ende der Eitelkeit?


Natürlich würde uns dabei etwas fehlen: die Dramatik. Die Schlagzeilen. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse (wobei beide Seiten erstaunlich oft denselben Friseur haben). Doch vielleicht wäre es genau das, was wir brauchen – eine Welt, in der Politik nicht länger Bühne für übergrosse Egos ist, sondern ein funktionales Werkzeug, das im Hintergrund seine Arbeit tut, während wir uns auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren können: den Bau unserer inneren Kathedrale.


Denn, seien wir ehrlich: Der Mensch wird niemals perfekt sein. Doch vielleicht liegt genau darin unsere Chance – in der Erkenntnis, dass es nicht unsere Aufgabe ist, perfekt zu sein, sondern Systeme zu schaffen, die uns unsere Unvollkommenheit verzeihen. Oder, um es mit den Worten eines Philosophen zu sagen: „Man kann die Welt nicht retten, aber man kann dafür sorgen, dass sie nicht ständig umfällt.“

 
 
 

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