Auf jedem Hof ist einer doof – und das ist auch gut so!
- Der Vater
- 21. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Perfektionismus regiert. Selbst die Karotten auf dem Markt streben eine Modelkarriere an und Hühner arbeiten daran, ihre Eier in geometrisch einwandfreie Formen zu legen. Es stellt sich die Frage: Was wäre, wenn wir uns wieder einmal mit den „Unperfekten“ unter uns anfreunden würden? Oder besser gesagt: Mit den „Doofen“?
Nun, ich weiss, dass man das heute nicht mehr sagen darf. „Doof“ ist schliesslich ein Wort, das heutzutage bestenfalls mit einem Augenzwinkern in den Dialog einfliesst – und das vorzugsweise unter Freunden, die einem nicht gleich die Freundschaft kündigen. Doch wenn wir uns auf einen kleinen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit begeben, als „doof“ noch einfach „doof“ war und nicht die feinsinnige Beleidigungskunst, die es heute ist, dann wird uns vielleicht klar, dass das „Doofsein“ eine weitaus grössere Rolle im gesellschaftlichen Gefüge spielt, als man zunächst annehmen könnte.
Denn, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen: Auf jedem Hof ist einer doof. Und genau das macht die Sache interessant.
Der „Doofe“ ist ein soziokulturelles Phänomen. Er ist derjenige, der die Regeln des Hofes – ob Bauernhof, Königshof oder Firmenhof – nicht ganz durchdrungen hat. Er ist derjenige, der den Traktor rückwärts fährt, während alle anderen nach vorne schauen. Er ist derjenige, der die Kuh aus Versehen in den Hühnerstall führt, während die anderen fleissig Eier einsammeln. Und er ist derjenige, der auf die dümmsten Fragen immer die ehrlichsten Antworten gibt.
Aber warum ist das wichtig? Warum sollten wir uns ausgerechnet um den „Doofen“ sorgen?
Ganz einfach: Weil der „Doofe“ uns daran erinnert, dass Perfektion überbewertet ist. Er ist das Salz in der Suppe des Alltags, die Prise Chaos, die unser geordnetes Leben ab und zu auflockert. Während die anderen damit beschäftigt sind, alles richtig zu machen, bringt er uns zum Lachen – und manchmal auch zum Nachdenken. Denn wer, wenn nicht der „Doofe“, traut sich, die scheinbar offensichtlichen Fragen zu stellen? Fragen, die wir anderen als „unwichtig“ oder „unpassend“ abtun, aber die oft den Kern des Problems treffen.
Stellen Sie sich vor, was passiert wäre, wenn alle Wissenschaftler der Welt sich stets nur an die vorgegebenen Normen gehalten hätten? Wir hätten womöglich immer noch geglaubt, die Erde sei eine Scheibe. Es braucht eben manchmal einen „Doofen“, der den Mut hat, gegen den Strom zu schwimmen, auch wenn er dabei im ersten Moment belächelt wird.
Das Beste daran: Der „Doofe“ bringt uns zusammen. Nichts schweisst eine Gruppe mehr zusammen, als gemeinsam über die kleinen Missgeschicke eines anderen zu lachen. Doch gerade in diesen Momenten erkennen wir auch: Das „Doofsein“ ist menschlich. Es zeigt uns, dass niemand unfehlbar ist und dass Fehler – ob gross oder klein – zum Leben dazugehören.
Also, liebe Kinder, lasst uns den „Doofen“ auf unserem Hof nicht nur tolerieren, sondern feiern! Denn er ist es, der uns daran erinnert, dass das Leben nicht immer ernst genommen werden sollte. Vielleicht sind wir alle ein wenig doof – und genau das macht uns zu dem, was wir sind: Menschen mit Ecken und Kanten, die das Leben bunt und spannend machen.
Und wenn Sie das nächste Mal dem „Doofen“ auf Ihrem Hof begegnen, denken Sie daran: Vielleicht ist er gar nicht so doof, wie er scheint. Vielleicht ist er nur ein verkanntes Genie, dessen Zeit noch nicht gekommen ist. Oder, um es mit den Worten eines berühmten Philosophen zu sagen: „Je doofer, desto besser!“
In diesem Sinne: Hoch die Tassen auf die Doofen dieser Welt – mögen sie uns noch lange erhalten bleiben!
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