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Der Literaturclub

  • Der Vater
  • 29. Aug. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Bücher und Kaffee

Der Literaturclub. Eine wahre Oase im Wüstensand der abendlichen Fernsehlandschaft. Dort versammelt sich eine Schar kluger Köpfe, um in tiefsinnigen Gesprächen über die Welt der Bücher zu philosophieren, zu diskutieren und zu streiten – auf die feine, elegante Art, wie es nur echte Literaten vermögen. Und dann… ja, dann taucht sie auf. Sie, die wandelnde Enzyklopädie, die alles zu wissen glaubt und dabei doch so herrlich ahnungslos bleibt. Die alte Schachtel.


Man könnte meinen, dass jemand mit einer solch präsenten Aura dem Raum etwas Glanz verleihen würde. Aber nein, weit gefehlt! Stattdessen saugt sie das Licht wie ein schwarzes Loch auf, und zurück bleibt nur die kühle Dunkelheit ihrer plumpen Art. Ihr Auftritt erinnert an eine Walze auf frisch gegossenem Asphalt: flach, glatt und, oh ja, definitiv glanzlos.


Ihre Stimme, die irgendwo zwischen belehrendem Tonfall und herrischem Befehlshaber schwankt, dominiert die Runde. Die anderen Gäste – arme Seelen, die eigentlich zu Wort kommen sollten – werden regelrecht überfahren. Es ist, als ob jemand im Orchester auf die Pauke haut, während die Violinen sanft beginnen möchten. Das Ganze entwickelt sich zu einem unharmonischen Getöse, das die Feinheiten und Nuancen der Diskussion in einem dumpfen Klangteppich ertränkt.


Nun, man könnte sagen, dass sie zumindest eine gewisse Art von Komik mitbringt. Aber, ach, es ist diese spezifische Art von deutscher Komik, die so plump ist, dass selbst der Versuch, sie als solche zu erkennen, zur Herausforderung wird. Es fehlt ihr an Charme, an Esprit – an all dem, was gute Unterhaltung ausmacht. Stattdessen breitet sich ein Gefühl der Beklemmung aus, als ob man Zeuge eines unerwarteten, aber leider unvermeidbaren Verkehrsunfalls geworden ist.


Der Literaturclub, dieses zarte Pflänzchen der Kultiviertheit, wird von ihrer Anwesenheit erdrückt. Es wäre doch so einfach, ihre nächste Einladung sanft, aber bestimmt zu verschieben – am besten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Denn ja, meine Damen und Herren, es gibt Grenzen. Selbst im Fernsehen.


Also, liebe Verantwortliche, bitte – aus tiefstem Herzen und im Namen aller treuen Zuschauer – laden Sie diese Dame nicht mehr ein. Wir möchten uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren: die Bücher, die klugen Gedanken und die feinen Zwischentöne. Der Literaturclub soll wieder atmen dürfen, ohne die Last dieses überwältigenden Elefanten im Raum. Danke.

 
 
 

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