Yes, She Can!
- Der Vater
- 22. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Es gibt Momente, in denen das Leben wie eine groteske Farce wirkt. Ein solcher Moment überfiel mich heute Mittag, als ich den Fernseher einschaltete und mich unvermittelt auf einem Jahrmarkt wiederfand. Nicht auf einem gewöhnlichen Jahrmarkt, wohlgemerkt, sondern in einem Spiegelkabinett, in dem die Wirklichkeit verzerrt und die Protagonisten des politischen Schauspiels grösser, lauter und unheimlich schillernd erscheinen.
Da stand er, Barack Obama, jener eloquente Ex-Präsident, der einst Hoffnung und Wandel versprach, nun aber in die Rolle des Meisters der Zeremonie geschlüpft ist. Mit wohlgesetzten Worten, die wie süsser Sirup über die Bühne des Demokraten-Parteitags flossen, pries er Kamala Harris als die nächste grosse Hoffnung für die USA an. „Yes, she can!“ rief er, als ob er uns daran erinnern müsste, dass in dieser Schaubude der Macht jeder Traum verkauft werden kann – solange er gut verpackt ist.
Ich musste unwillkürlich schmunzeln, dann stockte mein Atem, und schliesslich wusste ich nicht mehr, ob ich lachen oder weinen sollte. Was sich vor meinen Augen abspielte, war weniger eine politische Rede als vielmehr eine sorgfältig inszenierte Zirkusnummer, bei der die Akrobaten, Jongleure und Feuerschlucker sich gegenseitig in den Schatten zu stellen versuchen. Man könnte fast meinen, es handle sich um eine besonders geschmacklose Reality-Show, wenn nicht die ernste Tatsache wäre, dass es hier um die Zukunft eines ganzen Landes geht.
Was mich jedoch am meisten beunruhigt, ist nicht die Vorstellung, dass solche Inszenierungen in den USA zur Tagesordnung gehören – das ist, wie wir alle wissen, Teil des grossen amerikanischen Spektakels. Nein, es ist die Art und Weise, wie unsere eigenen Nachrichten diesen Zirkus als bare Münze nehmen, als wäre es das Normalste der Welt. Unsere Tagesschau zeigt diese Szenen, ohne auch nur einen Hauch von Ironie, ohne das geringste Anzeichen von Skepsis.
Wäre es nicht herrlich erfrischend gewesen, wenn der Kommentator in einem Moment der Klarheit gesagt hätte: „Meine Damen und Herren, primitiver geht’s wirklich nicht!“ Aber nein, wir werden allein gelassen mit unseren Gedanken, und so sitzt man da und fragt sich, ob die Welt den Verstand verloren hat oder ob man selbst schlichtweg zu zynisch geworden ist.
Und das Schockierende daran ist, dass dieses Theaterstück nicht auf eine einzelne Partei oder eine spezielle politische Richtung beschränkt ist. Nein, dieser Wahnsinn hat das gesamte politische Spektrum erfasst, von den USA bis zu unserer eigenen „Arena“, in der politische Debatten oft wie Wrestlingkämpfe wirken – inszeniert, kraftvoll, aber ohne Substanz. Es ist, als ob die Realität selbst zu einer schlechten Seifenoper verkommen wäre, in der die Charaktere immer schriller, die Dialoge immer hohler und die Handlungen immer vorhersehbarer werden.
Da sitze ich nun, schockiert und leicht benommen, und greife nach meinem Glas Bourbon. Vielleicht, denke ich, ist dies der einzige angemessene Weg, mit der Absurdität der modernen Politik umzugehen – ein Schluck für jede übertriebene Geste, ein weiterer für jedes leere Versprechen. Cheers, meine lieben Kinder, auf das Leben im Zirkus der Macht!
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