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Über das Jubeln von Frauen im Sport und die Sehnsucht nach dem Unverlorenen

  • Der Vater
  • 28. Aug. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Frauenjubel Fussball

Ich gebe es zu, und dies mag man mir verzeihen, ich werde mich wohl niemals an das Freudengeheul von Frauen im Sport gewöhnen. Es mag sein, dass ich ein hoffnungsloser Romantiker bin, in einer Welt, die für Romantiker nicht viel übrig hat. Dennoch – wie die Majestät des Sonnenaufgangs, der auch über den grauen Dächern der Grossstadt nicht an Pracht verliert, bleibt mir die Vorstellung der Frau als das feinfühlige, geheimnisvolle Wesen, das selbst im Angesicht der grössten Triumphe ihre Anmut bewahrt.


Sehen wir uns doch den Mann an, wenn er jubelt. Da ist er in seinem Element. Die breiten Schultern hochgezogen, die Muskeln angespannt, das Gesicht verzerrt zu einer Fratze des Triumphes – der männliche Jubel ist ein Urschrei, ein Überbleibsel unserer ahnungslosen Vorfahren, die mit Stöcken und Steinen um das Feuer tanzten. Es ist, wenn man so will, die erdige Seite des Lebens, die sich in diesen Momenten offenbart, und die Erde, meine Freunde, ist eine zutiefst männliche Angelegenheit. Der Mann gehört in den Staub, ins Blut, in die Gewalt des Augenblicks. Und wenn er jubelt, dann reisst er sich ein Stück davon heraus, um es für alle sichtbar zu machen.


Aber wenn ich eine Frau jubeln sehe, dann will etwas in mir protestieren, als sei eine uralte Ordnung gestört worden. Da ist etwas im Jubel der Frau, das mich an den Verlust erinnert – den Verlust einer Ära, in der die Frau ein Mysterium war, ein Rätsel, das man nicht einfach lösen konnte, sondern dem man sich nur mit Ehrfurcht nähern durfte. Die Frau – und ich spreche hier von der Frau als Konzept, als Ideal – stand immer für das Heilige, das Bewahrende, das Überlegene. Wenn der Mann das Schwert war, dann war die Frau das Schild.


Nun, mögen Sie sagen, wir leben in modernen Zeiten, und Frauen haben genauso das Recht, zu jubeln, zu schreien, zu feiern wie Männer. Selbstverständlich haben sie das! Wer könnte das bestreiten? Aber es geht nicht um Rechte oder Pflichten, sondern um das Gefühl, das dabei in mir hochsteigt. Es ist das Gefühl, dass etwas Wertvolles verloren gegangen ist – eine gewisse Stille, ein Hauch von Geheimnis, der sich im Jubel auflöst.


Man möge mich altmodisch nennen, ein Relikt einer vergangenen Zeit, und vielleicht bin ich das auch. Aber ich kann nicht umhin, mir zu wünschen, dass es doch noch ein Plätzchen auf dieser Welt gibt, wo die Frau Ruhe bewahrt, während der Mann brüllt. Wo sie lächelt, während er tobt. Wo sie, in ihrem stillen Jubel, noch immer das Mysterium bleibt, das uns anzieht, das uns in seinen Bann zieht – und das uns vor allem an unsere eigene Unzulänglichkeit erinnert.


Vielleicht liegt in diesem Wunsch auch der heimliche, nie ausgesprochene Traum, dass es Dinge gibt, die sich nicht ändern, die bestehen bleiben, auch in einer sich immer schneller drehenden Welt. Dass es, ganz gleich wie modern wir werden, immer noch etwas gibt, das über all den Jubel hinausgeht – etwas, das uns daran erinnert, wer wir wirklich sind.


Und so sehe ich, wenn ich die Frauen jubeln sehe, mit einem melancholischen Lächeln zu, während sie das Spielfeld erobern. Ich bewundere ihre Kraft, ihre Entschlossenheit, aber zugleich erinnere ich mich an das, was wir vielleicht verloren haben, in diesem lauten, tobenden Moment.

 
 
 

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